Energetische Sanierung eines Denkmalgeschützen Gebäudes aus der Moderne

Das Institut TRANSFORM hat kürzlich das Architekturbüro Vurpas Architects begleitet, das mit der Restrukturierung und energetischen Sanierung der Gebäude der École Supérieure d'Art d'Annecy Alpes (ESAAA) beauftragt ist.

© Fondation Marta Pan et André Wogenscky

Die ESAAA befindet sich in einem architektonischen Ensemble, das zwischen 1962 und 1974 von André Wogenscky und Louis Miquel entworfen und gebaut wurde, um das Maison des Jeunes et de la Culture d'Annecy auf dem Gelände der Marquisats zu beherbergen. Dieses außergewöhnliche Gelände zeichnet sich durch seine Lage an einem starken Nordosthang in unmittelbarer Nähe zum Lac d'Annecy und mit weiten Blicken auf die umliegenden Bergmassive aus. Die majestätische Bäume des Parks, der im 19. Jahrhundert auf dem Gelände errichteten Villa, verstärken die landschaftliche Qualität. Die Architektur verschmilzt mit dem Gelände, indem sie ihre Volumina und Rampen entlang des Hanges entfaltet. Sie verstärkt die Wahrnehmung durch eine fliessende Wegführung und durch die Prinzipien der "aktiven Architektur", die Wogenscky am Herzen liegen. Das Materialkonzept ist reduziert, wobei roher Beton, Glas und Fenster aus exotischem Holz das grundlegende Konstruktionsvokabular ausmachen. Der Einsatz des Modulors verleiht dem Ensemble eine ausgeklügelte dimensionsübergreifende Kohärenz, die zwischen den konstruktiven Details und dem städtischen Umfeld eine Verbindung schafft. Der Standort wird heute als bemerkenswerte zeitgenössische Architektur eingestuft und beherbergt vier verschiedene Nutzungen: die Kunsthochschule, einen Konzertsaal für zeitgenössische Musik, das Sportzentrum Marquisats und eine Wohnanlage für Studenten und junge Berufstätige. Die Metropolregion Grand Annecy, Eigentümerin der Räumlichkeiten der ESAAA, hat kürzlich ein Projekt zur Restrukturierung und energetischen Sanierung des Gebäudes gestartet und das Büro Vurpas Architects aus Lyon als Hauptauftragnehmer des Planungsteams beauftragt.

© Vladimir de Mollerat du Jeu

Vurpas x TRANSFORM

Dank langjähriger Erfahrung in der Sanierung von Gebäuden und denkmalgeschützten Orten hat das Team von Vurpas Architects eine bemerkenswerte Gesamtanalyse im Bereich der Denkmalpflege und der Rekonstruktion der Gebäudegeschichte vor Ort geleistet. Die ersten Absichten bezüglich der Programmverteilung wurden kürzlich vom Bauherrn genehmigt. Dabei bleibt das Team sowohl den Prinzipien der "aktiven Architektur" als auch den Herausforderungen im Bereich Denkmalpflege und Energie treu. Es wurde eine neue Aufteilung der Nutzungen vorgeschlagen, die eine klare Unterscheidung zwischen statischen Nutzungen (vorwiegend in Teilen des Gebäudes, die ordnungsgemäß isoliert werden können) und dynamischeren Nutzungen (hauptsächlich in Bereichen, wo nur Verbesserungen der thermischen Hülle möglich sind) vornimmt.

Nach der Veröffentlichung der ersten Artikel in den Ausgaben Oktober und Dezember 2022 der Rubrik "Tout se transforme" in der Zeitschrift Tracés (insbesondere "Pour une « Umbaukultur » sensible : un outil d’aide à la décisionund "Feuille de route pour la rénovation énergétique du patrimoine bâti") hat Vurpas Architects das Institut TRANSFORM um Unterstützung während der Vorprojektphase gebeten. Die Expertise des Instituts im Ausgleich zwischen der Verbesserung der Energiebilanz und dem Erhalt des architektonischen Erbes, insbesondere aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, war ausschlaggebend für diesen Schritt.

Gemeinsame Reflexion

Diese Begleitung führte zu einem Workshop, der am 6. Oktober 2023 in Annecy stattfand. Stefanie Schwab und Reto Mosimann, Mitglieder des Institut TRANSFORM, begleitet von Vincent Vergain, leiteten diesen Tag. Der Workshop brachte mehrere Mitarbeiter des Planungsteams zusammen (Vertreter von Vurpas Architects und dem Fachbüro für Haustechnik EGC Capaldi), Mitglieder der Schulleitung (einschließlich Frau Isabelle Carlier, Direktorin der ESAAA) sowie Vertreter der Nutzer (Lehrkörper, Studierende, technische Dienste der Schule). Ziel dieses Tages war es, die Hauptanliegen einer nachhaltigen energetischen Sanierung im Kontext des modernen Baudenkmals zu identifizieren und die am Institut TRANSFORM entwickelte Methodik zu teilen. Spezifische Herausforderungen der thermischen Sanierung der ESAAA-Gebäude wurden aus energetischer, denkmalpflegerischer, nutzungsbezogener und wirtschaftlicher Sicht beleuchtet. Schließlich wurden die Möglichkeiten einer energetischen Fassadensanierung gezielt diskutiert.

Der Workshop wurde zweiteilig durchgeführt. Am Morgen präsentierten die Auftragnehmer das grundlegende Renovierungsprojekt der ESAAA, woraufhin Stefanie Schwab und Reto Mosimann die Strategien und Methoden vorstellten, die sie sowohl am Institut TRANSFORM als auch in ihrer beruflichen Tätigkeit für die energetische Sanierung des modernen Baudenkmals entwickelt haben. Eine gemeinsame Besichtigung des Gebäudes half dabei, Situationen zu identifizieren, in denen die Vereinbarkeit von Energie- und Denkmalzielen problematisch ist. Am Nachmittag konzentrierte sich die Diskussion darauf, Lösungen zu finden, um diese zum Teil widersprüchlichen Ziele in Einklang zu bringen. Die Workshop-Teilnehmer entwickelten verschiedene Ansätze zur thermischen Verbesserung eines Teils der Fassade, unterstützt durch detaillierte Fassadendetails im Maßstab 1:20, die vor Ort begutachtet und adressiert wurden. Mehrere Interventionsszenarien, mit unterschiedlicher Eingriffstiefe, wurden entwickelt. Die Vor- und Nachteile jedes Szenarios wurden anhand folgender Kriterien aufgelistet: Verbesserung der Energieeffizienz, Änderung der Nutzung, Veränderung des Erscheinungsbilds und der Wahrnehmung der Fassade, Verlust des baulichen Erbes, graue Energie und Kostenersparnis.

Diese Serviceleistung des Institut TRANSFORM, als Erweiterung der dortigen Forschungsarbeiten, trug dazu bei, die Methoden und Strategien der energetischen Sanierung im Bereich moderner Baudenkmäler weitreichend zu verbreiten und sie gleichzeitig einem neuen und andersartigen Forschungsobjekt gegenüberzustellen, das bisher nicht untersucht worden war.

Referenzen

— Amouroux, Dominique. André Wogenscky et Louis Miquel à Annecy. Annecy : Conseil d’Architecture, d’Urbanisme et de l’Environnement de Haute-Savoie CAUE, 2014. 
— Amouroux, Dominique. André Wogenscky. Paris : Ed. du Patrimoine / Centre des Monuments Nationaux , 2012. 
— Vurpas, phase Diagnostic Faisabilité / Hier, juillet 2022 (document non édité) 
— Vurpas, phase Diagnostic Faisabilité / Aujourd’hui, juillet 2022 (document non édité)